Verfolgungsjagd der Journalisten

Schön, dass Journalisten ihrer eigenen Zunft gegenüber auch kritisch berichten können. So war gestern auf welt.de zu lesen:

Und so ging die Verfolgungsjagd der Journalisten am Montag weiter: Seit einer Woche sind sie Tebartz–van Elst auf der Spur, belagern das deutsche Pilgerheim in Rom, in dem er wohnt, verfolgen jeden Schritt des skandalumwitterten Bischofs auf römischem Boden, auch im Inneren des Pilgerheims Santa Maria dell’Anima.

Schon im Morgengrauen hatten Reporter und Kameraleute die vier Ausgänge des Pilgerheims regelrecht belagert. Es gab Spekulationen jeder Art, welchen „Fluchtweg“ der Bischof denn nehmen würde.

Offiziell wurde nur ein Treffen mit dem Sekretär der Bischofskongregation, Kardinal Marc Oullet, vom vergangenen Montag bekannt. Da wurde er zum ersten – und auch zum letzten – Mal in Rom gesehen.

Auch nach dem Treffen mit Papst Franziskus verschwand er wieder spurlos … .

Andererseits wird hier eine Person wie ein waidwundes Tier beschrieben. Wo bleibt die Würde des Menschen? Die Würde des journalistischen Berufes? Warum muss es mediale Lynchjustiz geben, die an niedere Jagdinstinkte appelliert? Leben wir nicht in einem Rechtsstaat? Gibt es nicht darüber hinaus ein Kirchenrecht, um in der Kirche darüber hinaus zu klären, was nicht unter das weltliche Strafrecht fällt?

Nein, ich will nicht einen (mutmaßlichen!) Täter zum Opfer stilisieren. Ich gehe inzwischen auch nicht mehr davon aus, dass er nach Aufarbeitung der Geschehnisse ungeschoren davonkommt. Ich gestehe aber dem Bischof von Limburg zu, den Schutz eines zivilisierten Rechts in Anspruch zu nehmen, welcher einem Angeklagten bis zum Nachweis seiner Schuld zusteht.

Der größere Schaden für die Kirche wird nicht von den Verfehlungen S. E. ausgehen. Er wird darin begründet sein, dass eine große Zahl von Katholiken in die unchristliche Hatz gegen den Repräsentanten Christi in ihrer Ortskirche eingestimmt hat. Die Rücktrittsforderung offenbart – darin folge ich Hw. Robin Baierein recht eigentümliches Verständnis dessen, was ein Bischof ist. Damit ist das Amt des Bischofs im Bewusstsein der Gläubigen nicht mehr das, was es war, und das Sakrament des Weihepriestertums – ein konstituierendes Merkmal der katholischen und apostolischen Kirche – relativiert. Wer wird jetzt in Limburg noch Bischof werden wollen? Der Vorschlag von Akatair, das Bistum Limburg aufzulösen, wird zur realistischen Option.

In den Augen der Welt ist nach der jetzt erfolgten entwürdigenden Jagd nicht nur jeder Bischof, sondern natürlich erst recht jeder Gläubige zur Anklage und zum Abschuss frei gegeben.

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