Peregrinatio hat in dem Artikel Ungleiche Geschwister Gemeinsamkeiten zwischen Marienfrömmigkeit und Bibel-„Fundamentalismus“ zu finden versucht. Das Blog Gutes aus Nazareth, dem eigentlich an einer Verständigung zwischen verschiedenen Konfessionen und Richtungen gelegen ist, findet den „Vergleich“ auch noch interessant. An dem angesprochenen Problem ist natürlich etwas dran, wenn ich meine Aufmerksamkeit auf Einseitigkeiten einer bestimmten Frömmigkeitspraxis richte. Ich kenne katholische Christen, die einer gewissen Marienerscheinungsfrömmigkeit anhängen, deren jeder dritte Satz mit „Maria hat gesagt…“ beginnt. Die evangelikale Redewendung „Die Bibel sagt…“ stört mich genauso. Es scheint mir nämlich gerade bei denen, die so formulieren, so zu sein, als diene die Hl. Schrift in diesem Moment mehr als Zitate-Steinbruch zur Absicherung der eigenen Meinung.
Dennoch stimme ich dem Artikel „Ungleiche Geschwister“ nicht zu. Er dient meines Empfindens nämlich vor allem der Abgrenzung, hier eines Lutheraners einerseits von den Katholiken, andererseits von den Evangelikalen, und das unter Gebrauch von unzulässigen Verallgemeinerungen und abgeschmackten Polemiken bis hin zu völlig abwegigen Behauptungen wie „…da wird der Geist zur Nebensache“. Der Kommentator Michael hat recht: „Aber müssen wir denn auf so eine Art und Weise uns im Internet von unseren eigenen Glaubensgeschwistern distanzieren? Was soll das bringen?“
Als Katholik bin ich dankbar, dass ich dem Zwang zur ständigen Abgrenzung von den vermeintlich Irrgläubigen enthoben bin. Schließlich gibt es da ein kirchliches Lehramt, welchem längst gelungen ist, Maria die ihr zustehende Ehre zukommen zu lassen, ohne ihr „quasi-göttliche Qualitäten“ anzudichten, und welches längst die Irrtumslosigkeit der Hl. Schrift festgestellt hat, ohne zeitgebundene Vorstellungen in der Bibel auszublenden. (Letzteres vgl. DEI VERBUM, Satz 11)