Papst warnt – nicht – vor Pfingstkirchen

Zitat:

Papst warnt vor Pfingstkirchen

Der Papst hat laut der „Deutschen Presseagentur“ (dpa) den weltweiten Vormarsch von Pfingstkirchen und unabhängigen charismatischen Gruppen beklagt. Beim ökumenischen Gespräch mit Spitzenvertretern der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sagte der 84-Jährige am Freitag in Erfurt nach Angaben des Vatikan: „Es ist ein Christentum mit geringer institutioneller Dichte, mit wenig rationalem und mit noch weniger dogmatischem Gepäck, auch mit geringer Stabilität.“ Kennzeichnend für diese Gemeinden seien „Wunderprediger, emotional aufgeheizte Massengottesdienste und der Glaube, dass Reichtum den Segen Gottes anzeigt“.

So lautet der letzte Abschnitt eines Artikels im christlichen pro-Medienmagazin. Der Abschnitt gibt den Inhalt der zugrundeliegenden dpa-Meldung nicht ganz korrekt wieder.

Im stern.de-Liveticker liest sich die dpa-Meldung unverfälscht:

+++ 12:32 Uhr: Warnung vor den Pfingstkirchen +++

Statt die Ökumene zu forcieren, warnt Benedikt vor dem weltweiten Vormarsch von Pfingstkirchen und unabhängigen charismatischen Gruppen. Vor dieser „neuen Form des Christentums“ stünden die klassischen Konfessionskirchen oft ratlos da. Die Auseinandersetzung mit diesem weltweiten Phänomen“ stelle die etablierten Kirchen vor die Frage, was das bleibend Gültige im Glauben sei.

Die Pfingstkirchen, die evangelikalen und charismatischen Gemeinschaften sowie die sogenannten Unabhängigen Kirchen sind in den vergangenen Jahren besonders in der südlichen Hemisphäre stark gewachsen. Kennzeichnend für sie sind Wunderprediger, emotional aufgeheizte Massengottesdienste und der Glaube, dass Reichtum den Segen Gottes anzeigt.

In der dpa-Meldung werden die Aussagen des Papstes in indirekter Rede und damit im Konjunktiv zitiert. Die abschließenden Sätze, die in den offiziellen Dokumentationen der Rede nicht vorkommt, steht dagegen im Indikativ und ist damit als erläuternder Zusatz des dpa-Redakteurs zu erkennen. Auch sprach der Papst nur von den mit ungeheurer Dynamik sich ausbreitenden Formen des Christentums. Die generelle Identifikation mit Pfingstkirchen und deren angebliche Kennzeichen gehen ebenfalls auf die redaktionelle Arbeit der dpa zurück.
Insofern ist die abwertende Konnotation gegenüber Pfingstkirchen nicht Papst Benedikt XVI. anzulasten, sondern dem betreffenden dpa-Redakteur. Der Papst hat vielmehr gefragt:

Was hat diese neue Form von Christentum uns zu sagen, positiv und negativ? Auf jeden Fall stellt es uns neu vor die Frage, was das bleibend Gültige ist und was anders werden kann oder muß – vor die Frage unserer gläubigen Grundentscheidung.

Man vergleiche die tatsächlichen Aussagen von Papst Benedikt auf der Seite von Papst-in-Deutschland.

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