Piusbruderschaft: [UPDATE] Sola traditio – „Kirchliche Autoritäten müssen sich zur Tradition bekehren“

Konstantin (Heiligstes Herz Jesu) hat es als Erster kommentiert. Durch ihn fand ich die soeben veröffentlichte Grundsatzerklärung der Piusbruderschaft, jetzt auch auf deutsch. Zunächst wird dort zwar bekannt …

… unseren Glauben an … die von  Jesus Christus so gewollte monarchische Verfassung, was bedeutet, dass die höchste Regierungsgewalt über die Kirche allein dem Papst als Stellvertreter Christi auf Erden zukommt …

Die Piusbruderschaft präzisiert dann, sie finde …

… ihren Führer in dem ununterbrochenen Lehramt, welches durch die Ausübung der Lehrgewalt die hinterlegte Offenbarung weitergibt in vollkommener Übereinstimmung mit allem, was die gesamte Kirche überall und zu allen Zeiten geglaubt hat …

… und …

… ihren Leitfaden in der beständigen Tradition der Kirche, die bis an das Ende der Zeiten die Gesamtheit der für die Wahrung des Glaubens und für das Heil notwendigen  Lehren weitergibt und weitergeben wird.

Dann kommt der entscheidende Satz, welcher in der ganzen Erklärung als einziger als Antwort auf die Versöhnungsbemühungen der letzten Jahre zu verstehen ist:

So harrt sie dem Augenblick entgegen, da eine ernste, offene Disputation möglich sein wird, die auf eine Rückkehr der kirchlichen Autoritäten zur Tradition abzielt.

Mit diesem Satz werden die bisherigen jahrelangen Gespräche indirekt als unernst und nicht offen abqualifiziert und vom Tisch gefegt. Es wird apodiktisch festgelegt, wer sich hier zu bekehren habe, nämlich die kirchlichen Autoritäten. Wiederum indirekt ist in dem Zusammenhang der offenstehenden Frage der Aussöhnung der Piusbruderschaft mit den kirchlichen Autoritäten damit ausgesagt, dass die Piusbruderschaft der Umkehr nicht bedarf. Ich erlaube mir, hier die Frage zu stellen, wie ein offenes Gespräch unter diesen Umständen möglich sein soll.

Fast pünktlich zum 500. Jahrestag der lutherschen Kirchenspaltung erscheint hier das Pendant zu sola scriptura: sola traditio. Und der damaligen rückwärtsgewandten Geschichtslosigkeit wird nun die vorwärtsgewandte Geschichtslosigkeit hinzugefügt.

Eine konkrete Stellungnahme zur „Lehrmäßigen Erklärung“ findet sich in der Grundsatzerklärung nicht. So erklärt sich auch, dass es auf katholisch.de heißt:

Der Vatikan wartet weiterhin auf eine Antwort der Piusbrüder auf sein Einigungsangebot. Die am Donnerstag verbreitete Erklärung der traditionalistischen Bruderschaft betrachte man vor allem als „internes Dokument“ für die Diskussion unter deren Mitgliedern, teilte Vatikansprecher Federico Lombardi mit. Eine offizielle Stellungnahme der Priesterbruderschaft St. Pius X. „für die Fortsetzung des Dialogs zwischen der Bruderschaft und der Kommission ‚Ecclesia Dei'“ stehe aus Sicht des Vatikan noch aus.

Der Hl. Stuhl übergeht den Affront und hält die andere Wange hin, um den Docht nicht ganz auszulöschen. Er würde sich also schon freuen, wenn nur der Dialog fortgesetzt würde.

Meine Hoffnungen sind leider geringer geworden.

[alle Hervorhebungen bis hierher durch mich]

[UPDATE] Auf der Webseite der deutschen Sektion der Piusbruderschaft wird die Einschätzung des Hl. Stuhles zurückgewiesen und die in Bezug auf die jetzt offenstehende Frage inhaltsarme und verklausulierte Grundsatzerklärung gelobt:

Kommentar: … Diese kurze Stellungnahme aus Rom wird den inhaltsreichen und klaren Aussagen der Grundsatzerklärung des Generalkapitels nicht gerecht.[Hervorhebung durch die Piusbruderschaft]

Somit der Schlag auf die andere Wange.

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