Da mich andere Klarstellungen noch nicht so recht befriedigt haben, versuche ich mich mal daran. Die Zitate der Papstansprache habe ich kath.net entnommen.
1. Grundsatz:
Ein Weg zur Verwirklichung des Gemeinwohls und des Friedens ist vor allem die Achtung vor dem menschlichen Leben … von seiner Empfängnis an, in seiner Entwicklung und bis zu seinem natürlichen Ende.
2. Grundsatz:
Auch die natürliche Struktur der Ehe als Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau muß anerkannt und gefördert werden gegenüber den Versuchen, sie rechtlich gleichzustellen mit radikal anderen Formen der Verbindung, die [=Versuchen, die, im Originaltext ist der Bezug erkennbar] in Wirklichkeit die Ehe beschädigen und zu ihrer Destabilisierung beitragen, indem sie ihren besonderen Charakter und ihre unersetzliche gesellschaftliche Rolle verdunkeln.
Wesen dieser beiden Grundsätze:
Diese Grundsätze sind … in die menschliche Natur selbst eingeschrieben …
Aufgabe der Kirche:
Der Einsatz der Kirche zu ihrer Förderung … ist an alle Menschen gerichtet … Solch ein Einsatz ist um so nötiger, je mehr diese Grundsätze geleugnet oder falsch verstanden werden, denn das …
… nämlich die Leugnung oder das Missverstehen …
stellt eine Beleidigung* der Wahrheit des Menschen** dar, eine schwere Verletzung der Gerechtigkeit und des Friedens.
*Als verfügbaren Originaltext auf vatican.va fand ich die italienisch– und englischsprachige Version. Dort ist von offesa/offence die Rede, was ich eher als Angriff auf die übersetzen würde. **wörtlich: der menschlichen Person
Mit dieser Aussage des Hl. Vaters werden also nicht diejenigen kritisiert, die homosexuell empfinden oder sexuell verkehren und auch nicht diejenigen Homosexuellen, die eine öffentliche Lebensgemeinschaft eingehen. Insofern handelt es sich nicht um Ausfälle gegen Lesben und Schwule, wie der LSVD behauptet. Er hat sich auch nicht gegen eine rechtliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Paare ausgesprochen, wie weiter behauptet wird. Er hat noch nicht einmal „behauptet, die rechtliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften beschädige die Ehe“. Vielmehr hat er dies von der rechtlichen Gleichstellung gesagt.
Der Papst kritisiert mit diesen Worten diejenigen Meinungsführer und Politakteure, die den Begriff der Ehe auf jegliche gesellschaftlich anerkannte … gefestigte Lebensgemeinschaft von Personen ausgeweitet haben und mit dieser Umdeutung des Wortes die Einzigartigkeit der ehelichen Verbindung eines Mannes und einer Frau gegenüber anderen Lebensgemeinschaften bestreiten.
Insofern vertritt er hier die gleiche Position wie die CDU/CSU. Warum also so ein großes Geschrei von wegen Menschenrechte und demokratischer Diskurs?
Weitere ausführliche Kommentare zu Verzerrungen der Berichterstattung und unterirdischen Stellungnahmen gab es ja schon bei Alipius und Elsa.
In welchem Ausmaß die Titulierung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften als Ehe bereits politisch umgesetzt wurde, lässt sich hier entnehmen.