Kardinal Sarah, der Präfekt der Gottesdienstkongregation hat dazu aufgefordert, dass sich der Priester in der Hl. Messe gemeinsam mit den Gläubigen nach Osten ausrichtet (, so denn die Kirche geostet ist):
Da man sich in der Heiligen Messe und beim Gebet an Gott wende, sei es „essentiell, daß der Priester und die Gläubigen gemeinsam nach Osten blicken. Das entspricht exakt dem, was die Konzilsväter wünschten“.
Mein Kommentar dazu:
„Diese Gebetsrichtung geht auf die früheste Zeit zurück und muß bereits zur Zeit der Apostel gegolten haben, da sie schon im zweiten Jahrhundert nach Christi belegt ist.“ Ich bin davon überzeugt, dass die Gebetsrichtung nach Osten darauf zurückzuführen ist, dass die Jerusalemer Urgemeinde sich im Gebet Richtung Ölberg ausgerichtet hat. Heißt es nicht in Apg 1,11f.: „Dieser Jesus, der von euch ging und in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen. Dann kehrten sie vom Ölberg, der nur einen Sabbatweg von Jerusalem entfernt ist, nach Jerusalem zurück.“?
Der Ölberg liegt im Osten von Jerusalem. Schon nach jüdischer Anschauung wird der Messias über den Ölberg nach Jerusalem einziehen und die Toten erlösen bzw. auferwecken. In Sacharja 14,4 heißt es: „Seine Füße werden an jenem Tag auf dem Ölberg stehen, der im Osten gegenüber von Jerusalem liegt.“ Deshalb haben sich bereits 150.000 Juden am Hang des Ölbergs bestatten lassen. In Analogie wurde auch traditionell an Kirchen rund um die Apsis der Friedhof angelegt.
Der Tempelberg liegt am östlichen Rand der Jerusalemer Altstadt. Das an dieser Stelle liegende Tor der Jerusalemer Stadtmauer, das „Goldene Tor“ ist gleichzeitig das östliche Tor zum Tempel. Es ist zugemauert. In Ezechiel 44,1f. heißt es: „Dann führte er mich zum äußeren Osttor des Heiligtums zurück. Es war geschlossen. Da sagte der Herr zu mir: Dieses Tor soll geschlossen bleiben, es soll nie geöffnet werden, niemand darf hindurchgehen; denn der Herr, der Gott Israels, ist durch dieses Tor eingezogen; deshalb bleibt es geschlossen.“ Nach jüdischem Glauben ist die Herrlichkeit des Herrn durch dieses Tor in den Tempel eingezogen. Es soll geschlossen bleiben bis zur Ankunft des Messias.
Demnach ist die Gebetsrichtung nach Osten die Gebetsrichtung des adventlichen Menschen.
Greift man die Analogie der traditionellen Kirchenarchitektur mit der Anlage der Stadt Jerusalem wieder auf, so muss man feststellen, dass in den Kirchen an der Stelle des Goldenen Tores der Tabernakel steht.
*ad orientem: lat., nach Osten; ad dominum revenientem: lat., zum wiederkommenden Herrn