Die Neuerung von Placuit Deo – Manifest des Relationismus? Hymne auf die „Beziehung“?

Beim ersten Lesen des neu erschienenen Dokuments war mir zunächst nicht klar, was das Schreiben der Glaubenskongregation überhaupt bezweckt neben einem Abriss der christlichen Heilslehre in Abgrenzung zu von Papst Franziskus mehrfach zitierten für die Gegenwart unscharf bleibenden ideologischen Feindbildern des Neo-Pelagianismus und Gnostizismus.

Dann stolperte ich über den dreifach auftauchenden und in soteriologischem Zusammenhang eher ungewöhnlichen Begriff der Menschheitsfamilie. Insbesondere am Ende des Abschnittes 2. hat der Logos nicht einfach nur Fleisch angenommen und ist Mensch geworden, sondern es wird ausgesagt dass der Herr …

ein Glied der Menschheitsfamilie geworden ist und unser [!] Fleisch sowie unsere Geschichte [!] angenommen hat.

Der Begriff der Menschheitsfamilie erscheint mir hier irgendwie erstaunlich präexistent und erhöht, geradezu als ob Christus von der Menschheit adoptiert worden sei. Johannes 1,11 klingt da ganz anders. Was soll überhaupt heißen, der Herr habe unsere Geschichte angenommen? Hat das etwas mit Hegel zu tun? In Abschnitt 4 wird konstatiert, dass Christus einen Bund mit der Menschheitsfamilie aufrichten wolle, eine Aussage, die meines Wissens bisher im Hinblick auf das Volk Gottes, auf die herausgerufenen (ekklesia) Glieder der Kirche getroffen wurde.

Bei weiterem Suchen nach Schlüsselwörtern stieß ich dann auf die entscheidende Neuerung des Textes, den Begriff von der durch Christus gestifteten Ordnung der Beziehungen:

4. … dass das Heil in unserer Vereinigung mit Christus besteht, der … eine neue Ordnung von Beziehungen … gestiftet und uns … in diese Ordnung hineingenommen hat.

10. … Er hat eine neue Ordnung von Beziehungen … gestiftet, in die wir eingefügt werden können, um an seinem eigenen Leben teilzuhaben.

12. … die Kirche, die Gemeinschaft derer, die in die von Christus gestiftete neue Ordnung der Beziehungen eingegliedert werden …(können) …

13. … Die in der Kirche mögliche Teilhabe an der neuen Ordnung der Beziehungen, die von Jesus gestiftet wurden, geschieht durch die Sakramente, … .

13. … können sie durch das Sakrament der Buße wieder in die Ordnung der von Jesus gestifteten Beziehungen aufgenommen werden, …

14. … Dank der Sakramente können die Christen in Treue zum Fleisch [?] Christi und folglich in Treue zur konkreten Ordnung der von ihm geschenkten Beziehungen leben. Diese Ordnung von Beziehungen erfordert in besonderer Weise die Sorge um alle Menschen in ihren Leiden, … .

Es wird hier mit der Phrase „Ordnung der Beziehungen“ eine neue Begrifflichkeit in die christliche Lehre vom Heil eingeführt, ohne dass klar ist, was damit gemeint ist. Die einen werden den Begriff im Sinne der konventionellen Lehre einfach als Synonym für die Kirche verstehen und sich nur wundern, warum es so schwammig ausgedrückt wird. Die anderen werden unter „Beziehungen“ jegliche Beziehungen verstehen, in welchen Menschen „sich lieben oder Verantwortung füreinander übernehmen“ (jene Ausdrucksweise, welche gern für die Rechtfertigung der „Ehe für alle“ in Anspruch genommen wird).

Zur Erinnerung einige Aussagen des Herrn zur Heilsbedeutung von „Beziehungen“:

Lukas 14,26

Matthäus 12,46

Lukas 9,57-62

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