Mein Kommentar zum Artikel Kardinal Marx: Tempelberg-Auftritt war nicht gut vorbereitet gewesen:
Das Tragen eines Kreuzes am Körper und das Ausrollen einer Mohammed-Fahne sind ein falscher Vergleich. Ein Symbol am Körper bezeichnet die Zugehörigkeit des Trägers, ein Symbol am Ort bezeichnet die Zugehörigkeit des Ortes.
Demnach wäre ein passender Vergleich, wenn ein Domschweizer von einer Muslima verlangen würde, bei der Besichtigung der Kathedrale das Kopftuch abzulegen (was weder er noch sie tun würde).
Dieser – passende – Vergleich zeigt schon die Ungeheuerlichkeit einer Forderung, beim Betreten einer fremden Kultstätte die Zeichen seines eigenen Glaubens und seiner Amtswürde abzulegen.
Und er zeigt, das das Ablegen des äußerlich am Leibe getragenen Symbols der Zugehörigkeit – zum Herrn – angesichts einer Drohkulisse („Spannungen“) ein Symbol für die Aufgabe der Zugehörigkeit – zum Herrn – ist.
Kardinal Marx soll die Kritik an seinem Verhalten auch nicht falsch benennen. Sein Verhalten ist nicht als Verrat (Judas), sondern als Verleugnung (Petrus) des Herrn zu bezeichnen. Insofern ist ja Kardinal Marx noch auf der richtigen Seite.
Im Vergleich zu Petrus gibt es aber Unterschiede.
* Petrus hatte Grund, um Leib und Leben zu fürchten. Bei Kardinal Marx kann ich das nicht sehen.
* Was bei Petrus der Hahnenschrei war, ist jetzt die brüderliche Ermahnung („Kritik“)
* Petrus hat bereut und bitterlich geweint. Auch das kann ich bei Kardinal Marx nicht erkennen. Stattdessen beschuldigt er seine Mitarbeiter, welche die Reise vorbereitet haben. Angesichts des öffentlichen Ärgernisses wäre aber zur Beendigung desselben eine öffentliche Buße wünschenswert.
Kardinal Marx könnte sich auf die Position zurückziehen, das das Tragen eines Brustkreuzes nichts mit seinem Glauben und seiner Amtswürde zu tun hat. Das Brustkreuz wäre dann nicht Symbol, sondern nur ein austauschbares Schmuckstück. Aber wäre er dann noch als katholischer Bischof tragbar?