Habe mir heute mal die Statistischen Jahrbücher der katholischen Kirche von 2009 und 2010 angeschaut. Dabei habe ich nicht nur auf die Veränderungen, sondern auch auf die Veränderungen der Veränderungen geachtet. Das Ergebnis:
- Die Hälfte aller Katholiken lebt in Amerika, ein Viertel in Europa und Ozeanien, ein Viertel in Afrika und Asien.
- Die Bevölkerung sowie die Katholikenzahl ist auf allen Kontinenten angestiegen, im Schnitt die Bevölkerung um 1,2%, die Katholikenzahl um 1,7%. Das Bevölkerungswachstum der Erde hat sich im Vergleich zum Vorjahr um 9% beschleunigt, das Katholikenwachstum dagegen um 20%.
- Nach Kontinenten: der Anteil der Katholiken zeigt in Afrika eine höhere, in Amerika und Asien sogar eine doppelt so große Wachstumsrate wie die Bevölkerung, in Europa und Ozeanien eine geringere. In Amerika hat sich die Wachstumsrate der Katholiken am stärksten erhöht – bei Verlangsamung des Bevölkerungswachstums, in Europa ist das Wachstum weitgehend zum Erliegen gekommen.
- Die Zahl der Priester nimmt weltweit zu, allerdings auf keinem Kontinent so schnell wie die Zahl der Katholiken. Der einzige Kontinent, auf dem die Zahl der Priester rückläufig ist, ist Europa, allerdings von einem sehr hohen Niveau aus. Dies wird von den anderen Kontinenten mehr als wettgemacht, 2010 nochmal 50% besser als 2009. In den letzten 2 Jahren kamen 40-50% des Netto-Welt-Priesterzuwachses aus Asien (vgl. mein Artikel Ex oriente lux), 30-40% aus Afrika.
- Weltweit kommen ca. 2800 Katholiken auf einen Priester, in Europa nur fast halb so viel, in Afrika und Amerika fast doppelt so viel.
Wollte man für eine gleichmäßige Versorgung aller Katholiken der Erde mit Priestern sorgen, müsste man fast die Hälfte der Priester aus Europa abziehen und in Amerika und Afrika einsetzen. Daher die Überschrift: Priesterschwemme in Europa.
In keinem anderen Kontinent muss ein Priester so wenige Katholiken betreuen oder Menschen das Evangelium bringen wie in Europa.